Institut für Geographie

IfG


Navigation und Suche der Universität Osnabrück


Hauptinhalt

Topinformationen

Ressourcenschutz durch Logistik: Bundesforschungsministerium fördert Forschungsvorhaben unter Leitung der Universität Osnabrück / Bundesbildungsministerin übergibt Förderbescheid

Ein neues Verbundprojekt unter Federführung der Universität Osnabrück befasst sich mit der Frage, wie eine tragfähige Entwicklung der Logistikbranche gewährleistet werden kann und dabei die verschiedenen Interessen Berücksichtigung finden.

Die Logistik ist in Deutschland der drittgrößte Wirtschaftsbereich. In vielen Städten und Regionen wehren sich Anwohnergruppen und Naturschutzverbände indes zunehmend gegen geplante Logistikansiedlungen und -erweiterungen. Verkehrslärm, Luftverschmutzung, Landschaftsverschandelung und -versiegelung zählen zu den Argumenten, die für die Logistikbranche schlechte Imagefaktoren darstellen. Ziel eines Verbundprojekts mit dem Namen „Ressourcenschutz durch Logistik – Logist.Plus“ ist es, durch innovative Governancestrukturen, die Stadt, städtisches Umland und ländlichen Raum zusammenfassen, kombiniert mit Ansätzen des kooperativen betrieblichen Umwelt- und Transportmanagements, eine tragfähige regionale Entwicklung der Logistbranche zu ermöglichen. Dabei sollen die Interessen aller Beteiligten sowie die Ziele einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung und des Bodenschutzes berücksichtigt werden.

Entwickelt wurde der Antrag im Rahmen der Profillinie Mensch-Umwelt-Netzwerke, eine von sechs Linien, mit denen die Universität Osnabrück ihr wissenschaftliches Profil schärfen möchte. Am 6. Februar übergab Bundesbildungsministerin Anja Karliczek persönlich in Ladbergen, Kreis Steinfurt, den Förderbescheid.

Zum Hintergrund: In der Logikbranche haben laut Bundesvereinigung Logistik (BVL) rund drei Millionen Beschäftigte im Jahr 2019 rund 279 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Trotz dieser großen Bedeutung ist die Logistikbranche in den letzten Jahren zunehmend in Verruf geraten. Geeignete Standorte sind immer knapper geworden, außerdem bevorzugen viele Gemeinden auf ihren Gewerbeflächen Produktionsansiedlungen, da von diesen mehr Arbeitsplätze und höhere Gewerbesteuern erwartet werden und sich Politiker dann weniger Kritik ausgesetzt sehen.

Generell ist es bisher nicht gelungen, den Flächenbedarf der Logistikbranche mit Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen: insbesondere dem Ziel, bis 2030 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern, sowie eine „neutrale Landnutzung“ also keine zusätzliche Versiegelung anzustreben. Was fehlt, ist die Governance des Bodens bzw. der Fläche und deren Erforschung. Nicht nur, um einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten, sondern auch, um der wichtigen Logistikbranche auch in Zukunft Möglichkeiten zur Entwicklung einzuräumen.

„Da diese Notwendigkeit in unserer Region, in der die Logistik eine besondere Bedeutung hat, in den letzten Jahren immer deutlicher geworden ist, haben sich Akteure aus der Region und darüber hinaus zusammengetan und gemeinsam die Projektidee Logist.Plus entwickelt“, so der Geograph Prof. Dr. Martin Franz von der Universität Osnabrück. Partner sind neben der Uni Osnabrück als federführender Einrichtung die European Land and Soil Alliance e.V., die Hochschule Osnabrück, der Landkreis Osnabrück, das Kompetenznetz Individuallogistik e.V. , der Kreis Steinfurt, die Stadt Osnabrück, der Wissenschaftsladen Bonn e.V. Hinzu kommen eine Reihe Unterstützer wie die Nosta Logistics GmbH. Finanziert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt rund 2,2 Millionen Euro.

Am Anfang der gemeinsamen Arbeit steht die Entwicklung von Indikatoren zur Identifikation und Bewertung von Zielkonflikten zwischen verschiedenen Akteuren in Städten, Stadt-Umland und ländlichen Räumen. Durch die Nutzung innovativer Ansätze der Digitalisierung sollen Logistikprozesse flächeneffizient gestaltet und Synergien in der gemeinsamen Flächennutzung durch verschiedene Unternehmen identifiziert und genutzt werden. Hinzu kommt eine ökologische Optimierung der Standortwahl und -gestaltung: Schonung von Böden, Verminderung der Flächenversiegelung, Reduzierung von Energiebedarf und Emissionen durch Etablierung energetischer Nachbarschaften sowie Senkung lokaler und globaler Klimaemissionen durch Transportsynergien.

Ebenfalls geplant ist die Weiterentwicklung bestehender und die Entwicklung neuer Instrumente zum Abbau von Landnutzungskonflikten und zur Stärkung der Kooperation zwischen Akteuren in Stadt, Umland und ländlichen Räumen. Auch die Konzeption von nachhaltigen Geschäftsmodellen als Grundlage für eine Kooperation im Arbeitsfeld Logistik zwischen Kommunen, Unternehmen und möglicherweise Non-Profit-Organisationen sowie die Entwicklung von Szenarien für regionale Flächennutzungsstrukturen und Handlungsempfehlungen stehen im Fokus des Projekts.

Mit der Logistik wurde eine Branche gewählt, die einen großen Flächenbedarf hat. Insbesondere in allen sogenannten Logistikregionen gibt es große Probleme aufgrund sich widersprechender Akteursinteressen und geringer Flächenverfügbarkeit. Gleichzeitig existieren entsprechende Konflikte und Bedarfe auch in anderen Regionen und in Bezug auf andere Branchen. „Die Ergebnisse werden damit nicht nur auf andere Regionen, sondern auch auf andere Branchen übertragbar sein“, so Prof. Franz abschließend.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Martin Franz
Universität Osnabrück
Institut für Geographie