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Regenerative Landwirtschaft / Regenerative landbouw

Agroforestry und Nahrungswald

Agroforestry ist eine innovative landwirtschaftliche Praxis und kombiniert die Vorteile von Ackerbau, Baumbepflanzung und zum Teil auch Viehzucht, um nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen für die Landwirtschaft zu schaffen. Diese Webseite liefert einen Überblick zur Agroforestry, listet seine Vorteile für landwirtschaftliche Betriebe und die Umwelt und stellt Beispiele für erfolgreiche Agroforstwirtschaftsprojekte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vor. Dabei wird auch auf eine besondere Art der Agroforestry eingegangen: Den Nahrungswald.

Wir müssen grundlegend Dinge anders betrachten, anders betreiben in anderen Dimensionen, in anderen Zeithorizonten denken und andere Prioritäten setzen, bei dem, wie wir wirtschaften und wie wir mit dem Boden umgehen, um ihn zu erhalten.Landwirt Jan Große-Kleimann, Steinfurt

Foto: Cara Schweer 2023

Was ist Agroforestry?

Agroforestry ist ein landwirtschaftliches Produktionssystem, das Elemente von Landwirtschaft und Forstwirtschaft verbindet. Wirtschaftliche Ziele der Produktion und Umweltbelange werden miteinander verflochten und die Widersprüche, die zwischen Beiden in der konventionellen Landwirtschaft bestehen, aufgelöst. Im Fokus steht die Nutzung von Synergien, die beim Anbau verschiedener Feldfrüchte und Gehölze auf einer Fläche entstehen und die Produktivität erhöhen können. Naturnähe und Lokalität der Produkte bieten Vermarktungsvorteile und wirken der Entfremdung der Konsumierenden von der Produktion entgegen.

Es existieren vielfältige Formen der Agroforestry. Je nach Voraussetzungen und Zielen lässt sich das Konzept individuell zuschneiden. So bieten geradlinig angepflanzte Gehölze die Möglichkeit, zwischen den Baumreihen Ackerbau zu betreiben.  Die Bäume können auch so angelegt werden, dass gen wird und so Erosionsschutz und Wasserrückhalt dient. Andere Formen erlauben die Fokussierung auf Artenvielfalt und die Nutzung der Wälder für Naherholung und Tourismus.

Eine besondere Form der Agroforestry ist der Nahrungswald. Dieser soll die Struktur natürlicher Wälder mit ihrer Vielfalt an mehrjährigen Pflanzenarten nachahmen. Er besteht aus einem Kronendach aus hohen Bäumen und mindestens drei weiteren Vegetationsschichten, darunter niedrigere Bäume, Sträucher, Kräuter und Kletterpflanzen.

Mit einer Maßnahme adressiere ich dermaßen viele Herausforderungen unserer Zeit […]. Das ist für mich die günstigste Landnutzungsform in Bezug auf das, was wir erreichen müssen mit der Landwirtschaft.Landwirt Jan Große-Kleimann, Steinfurt

Ökologische Vorteile

Agroforestry hat viele ökologische Vorteile. Die verringerte Nährstoffauswaschung durch die Waldstruktur reduziert den benötigten Düngereinsatz, die Balance im System aus den verschiedenen Nutzpflanzen senkt den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln. So wird das Grundwasser geschützt und die Biodiversität gestärkt. In Kombination mit dem Humusaufbau durch z.B. anfallendes Laub führt dies zur Regenerierung des Bodenlebens. Zudem werden durch den Humus und die niedrige Verdunstung innerhalb des Agroforsts wind- und wasserbedingte Erosionen reduziert. Außerdem sind die Baumbestände ein Beitrag zum Klimaschutz.

Vorteile für Landwirt*innen

Durch den möglichen Verzicht auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel reduziert sich der finanzielle Einsatz und je nach Typ der Agroforestry auch der Arbeitsaufwand. Die Bäume stellen einen Dürreschutz dar und die polykulturelle Bepflanzung ist wehrhafter gegen Krankheiten und besser angepasst an den Klimawandel. So können Ernteverluste minimiert werden. Darüber hinaus bietet das Konzept der Agroforestry den Vorteil der Produktivitätssteigerung durch das gemeinschaftliche Anpflanzen verschiedener Feldfrüchte. Die Möglichkeit der Ernte unterschiedlicher Produkte über einen relativ langen Zeitraum des Jahres ist ideal für die Direktvermarktung im Rahmen von z.B. Hofläden, Solidarischer Landwirtschaft oder Biokisten.

Das ist Arbeit und es macht Mühe, aber es streut mein Risiko und es führt zu einer Wertschätzung der Landwirtschaft, weil es greifbarer ist. [...] Ich bin der Überzeugung, dass dieser Weg der ist, der mich am besten an diese Klimaextreme anpasst und der am besten in eine sich wandelnde Wertegesellschaft passt.Landwirt Jan Große-Kleimann, Familienhof Große-Kleimann in Steinfurt

Vermarktung

Der Trend zum erhöhten Konsum von ökologischen und regionalen Produkten hält weiter an. Agroforstprodukte können diesen Trend bedienen und setzen sich durch ihre besondere Produktionsform gleichzeitig von Konkurrenzprodukten ab. Entsprechend ist eine Nachfrage im Einzelhandel und in der Gastronomie entstanden. Trotz der bestehenden Nachfrage nach Produkten durch Einzelhandel und Gastronomie setzen viele Agroforestry Betriebe auf Direktvermarktung.

Grundsätzlich soll das so sein, dass Leute selber kommen zum Ernten. Und deswegen war auch dieser Gedanke von der solidarischen Gemeinschaft. [...] Es kann auch als Naherholung dienen.
Landwirt Johannes Hoffrogge, Biohof Spelle